2023

Rheinische Post vom 01.05.2023

 

Orchester in Mönchengladbach

Der Dirigent mit einem Faible für E.T.

 

Mönchengladbach · Enrique Carlsson hat Ende 2022 das ehemalige Werksorchester übernommen. Gerade proben die Musiker für das Frühjahrskonzert Arrangements zu Filmmusiken. Wie die Proben laufen, und worauf Carlsson besonderen Wert legt.

01.05.2023 , 05:10 Uhr
4 Minuten Lesezeit
 

Enrique Carlsson probt mit „Brass in Concert“ für das Frühjahrskonzert.  Foto: Ilgner Detlef (ilg)

 

„Das muss super knackig kommen und rhythmisch exakt sein“, ruft Enrique Carlsson ins Orchester rein. Die Posaunen und Tuba wiederholen die Takte und beim zweiten Mal klingt es viel besser. Das Orchester „Brass in Concert“ probt wöchentlich in der Aula der Rudolf-Steiner-Schule. Aktuell erarbeiten die 37 Musiker die Stücke für ihr Frühjahrskonzert am 7. Mai um 17 Uhr in der Stadthalle Rheydt.

Orchester und Dirigent sind gerade in der Einstimmphase, denn der 26-jährige gebürtige Spanier hat die Leitung des Ensembles erst im vergangenen Dezember übernommen. Doch Carlsson hat klare Vorstellungen davon, wie sein Orchester klingen soll. Schon in seinen jungen Jahren kann er auf eine gute Portion Erfahrung zurückblicken und beherrscht sein Handwerk. Carlsson leitet unter anderem das Jugendsinfonieorchester Essen. Dort lernte er auch den ehemaligen Orchesterleiter von „Brass in Concert“, Tobias Liedtke, kennen. Dann kam eins zum anderen und nach einem Probewochenende hatte Carlsson das Orchester überzeugt, und sie wählten ihn einstimmig zu ihrem neuen Leiter.

„Mich reizt an der Position die Zusammenarbeit mit Menschen“, sagt Carlsson. Tatsache sei, dass man vor dem Orchester Musik gestalten kann, anders als wenn man Teil des Klangapparates ist. Das weiß er, weil er selbst Violine studiert hat. „Brass in Concert“ ist ein sinfonisches Blasorchester, das aus dem Werksorchester der Mönchengladbacher Firma Mannesmann Demag (heute SMS-Meer) erwachsen ist. Für die erweiterte Besetzung mit Pauken, tiefem Blech (Horn, Bariton-Tuba) und Holzblasinstrumenten wie Oboe, Fagott, Flöte und Bassklarinette eignen sich nicht nur Stücke für Jazz-Orchester, sondern auch klanglich groß angelegte Werke wie die Filmmusik zu E.T. Das Stück steht auch auf dem Programm des Frühjahrskonzerts.

„Es ist ein herausfordernder Job. Ich versuche, den Klang zu formen, der mir angeboten wird, denn die Stimmen sind unterschiedlich stark besetzt. Beispielsweise haben wir neun Klarinetten und fünf Saxofone, aber nur eine Oboe und ein Fagott“, sagt Carlsson. Ziel sei es, die heterogene Struktur zu einem homogenen Ganzen zu formen, und zwar auf musikalischer und menschlicher Ebene.

Dazu äußert der Dirigent während der Probe konkret seine Vorstellungen. „Hört bitte einander genau zu, schon der erste Ton muss zusammen sein“, so Carlsson. Die Klarinetten wiederholen die Stelle einmal, zweimal, erst beim dritten Anlauf ist der Dirigent zufrieden. „Seht, ihr könnt das, und deswegen kann ich das einfordern“, begeistert er sich.

Für das Konzert hat sich das Orchester für ein reines Filmmusik-Programm entschieden. Die Musikkommission, Vertreter jeder Stimmgruppe, stimmen gemeinsam und demokratisch über die Titel ab. Die Musiken zu „Curtain up“, Batman, Bugs Bunny und E.T. sind unter anderem in der Vorbereitung, größtenteils anspruchsvolle Stücke, die eine gute Beherrschung des Instruments fordern. Die Filmmusik zu E.T. zählt zu Carlssons Lieblingsstücken. Tückisch sind die durchs ganze Orchester verteilten Stimmeinsätze. Auf einem vom tiefen Blech komplizierten Rhythmus breitet sich ein Klangteppich aus, die Klarinetten steigen ein, dann die Flöten und dann das ganze Orchester. „Ihr müsst den Ton so spielen, als wäre er schon immer da, in den Klang reinatmen“, sind Carlssons Bilder, die den Spielern helfen, seine Klangvorstellung umzusetzen.

Mit exakten, impulsiven Bewegungen fordert er die angezeigte Spielweise ein. „Das ,subito piano‘ (abrupt leise) muss super konkret kommen, sehr präzise, bitte, sonst ist die Wirkung weg“, sagt Carlsson.

Immer wieder lobt der 26-Jährige die Instrumentalisten, die konzentriert an seinen Lippen und seinem Taktstock hängen und mit Begeisterung seinen Anweisungen folgen. Das Ergebnis kann sich hören lassen: „Insgesamt ist es viel besser als beim ersten Mal. Wir kommen heute viel schneller durch, sehr gut.“

 

Info: Kartenreservierung unter www.brass-in-concert.de oder direkt bei den Orchestermitgliedern

2019

 

Musik in Krefeld

Der Mann für den Bläserklang in St. Dionysius


Tobias Liedtke ist Hornist. Er leitet Brass in Concert und die Landesbläserphilharmonie NRW und will eine neue
Bläser-Konzertreihe etablieren.

Wenn Musikliebhaber über St. Dionysius sprechen, dann meinen sie fast immer die inzwischen international
renommierte Klais-Orgel. Demnächst könnten sie aber auch von Bläsern auf höchstem Niveau reden. Denn
Tobias Liedtke will in der Citykirche eine neue Konzertreihe etablieren. Drei- bis viermal pro Jahr soll dort
ein hochkarätiges Konzert stattfinden, bei dem die Bläser im Fokus stehen.

Am Sonntag, 16. Juni, ist ab 15.30 Uhr ist Brass in Concert zu Gast.

Liedtke ist ausgebildeter Hornist. In Essen und Köln hat der gebürtige Mülheimer studiert. Sein erstes
Engagement führte ihn als Solohornist ins Philharmonische Orchester Hagen. Er spielte in gleicher Position
im Philharmonischen Orchester Dortmund und bei den Bochumer Symphonikern sowie beim Folkwang
Kammerorchester Essen. Doch ihn hat auch die andere Seite gereizt: das Dirigieren. „In Den Haag und
Luzern habe ich klassisches Dirigieren studiert“, erzählt er. Doch sein Herz blieb vor allem bei der Blasmusik.
Er hat die Leitung diverser Ensembles übernommen, unter anderem für Brass in Concert. Seine größte
Herausforderung war die Wiederbelebung der Landesbläserphilharmonie NRW, die er wieder zu hohen
musikalischen Weihen führen will. Dazu braucht es Bühnen.

Vor drei Jahren ist Liedtke nach Krefeld gezogen. Von der glanzvollen Bläservergangenheit der Stadt
mit der German Brass Academy hat der 45-Jährige nichts gewusst. Aber für ihn stand fest:
„Krefeld braucht Bläser.“ Mit der Dionysiuskirche hat er einen Kooperationsvertrag geschlossen bis 2021,
um Blech-, aber auch Holzbläserklänge zu etablieren.

Traditionell sinfonische Blasmusik ist ein Teil des Repertoires, mit dem der ambitionierte Musiker
aufwarten will. „Ich möchte die Produktion mit Erstaufführungen kombinieren, um auch zeitgenössischer
Musik ein Forum zu bieten“, sagt er. Mit „Brass in Concert“ bringt er nun den Balkan Dance von
Etienne Crausaz, die Yiddish Dances von Adam Gorb, aber auch bekannte Musicalmelodien aus
„Mary Poppins“. Dieses Ensemble ist aus dem ehemaligen Mönchengladbacher Werksorchester
Mannesmann hervorgegangen.

Solche Herausforderungen liegen Liedtke. Die Landesbläserphilharmonie NRW lag zehn Jahre auf
Eis, bevor der Wahl-Krefelder sie wiederbelebt hat. Über persönliche Verbindungen, aber auch über
die sozialen Netzwerke hat er Mitstreiter gesucht und einen Stamm von 65 bis 70 Musiker gefunden.
„Es sind überwiegend Musikstudenten, auch Lehrer von Musikschulen, herausragende Musikschüler,
aber ebenso engagierte Laienmusiker“, sagt Liedtke. In intensiven Probephasen im Frühjahr und im
Herbst kommen sie zusammen, „um unter professionellen Bedingungen zu musizieren“, so der Dirigent.
Intensive Arbeit mit Dozenten bereitet sie auf die Konzertphasen vor. „Zu einem festen Kern der
Bläserphilharmonie stoßen immer auch neue Musiker aus der Region hinzu. Das macht den Klang frisch
und lebendig.“ – Es sind weitere Konzerte in St. Dionysius geplant für November und Dezember.

RP vom 14.06.2019 - Petra Diederichs

 


Stadtanzeiger Krefeld vom 12.06.2019

RP 02.04.2019

2018

WZ 22.12.2018

2014

 

 

2011

2010

2002

Rheinische Post 2002

2001